Faszinierende Geologie der Therme von Lavey

Die Therme war bereits den Römern bekannt, wurde aber durch ein berühmtes Erdbeben zerstört und erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt. Die Erdgeschichte der Entstehung der Alpen und der Welt haben der Therme ihren mineralogischen Charakter verliehen.

Zur Zeit der Römer speiste die hydrothermale Lagerstätte die Thermen der antiken römischen Stadt Epône. Diese ist berühmt für eines der ersten Konzile. Sie wurde im Jahre 562 n. Chr. durch ein gewaltiges Erdbeben zerstört. Eine ganze Felswand der Dent du Midi zerschellte und füllte ein Grossteil des Rhonetals. Der Fluss wurde ganz blockiert und zum Fusse der Dent de Morcles verdrängt, wo er sich ein neues Bett schuf.

Es ist nicht erstaunlich, dass die Therme nach einer so grossen Naturkatastrophe verloren ging. Die aktuelle Therme ist auf der waadtländischen Seite durch einen Fischer am 27. Februar 1831 inmitten von Felsen und Steinen am Rhoneufer, die wegen Hochwasser überschwemmt waren, wiederentdeckt worden. Doch machen wir einen Abstecher in die Erdgeschichte des Mesozoikums, das vor etwa 252,2 Millionen Jahren begann und vor etwa 66 Millionen Jahren endete. Es wird in Trias, Jura und Kreide gegliedert.

Ausflug ins Mesozoikum
Im Erdzeitalter Mesozoikum herrschte in der Gegend von Lavey ein warmes Klima. Anstelle des heutigen Rhonetals befand sich in der Trias ein Flachmeer namens Tethys.

Als vor etwa 100 Millionen Jahren die afrikanische Platte nach Norden driftete (Plattenkollision), wurde das Flachmeer zusammengeschoben und am Rande Europas begann sich der Meeresboden aufzufalten.

Die Entstehung des Mont Blanc-Massivs
Die Heraushebung des Montblanc-Massivs nahm vor rund 22 Millionen Jahren zu Beginn des Miozäns ihren Anfang. Durch den Druck entstiegen zu gleicher Zeit zwei gewaltige granitische Massen aus mehreren Kilometern Tiefe aus dem Wasser: eine im Wallis, eine andere in Savoyen. Sie umfasst die ungeheure Masse feldspatiger Gesteine, deren erhabenster Gipfelpunkt der Mont Blanc ist und bis zur Therme von Lavey in der Schweiz vordringt.

Gestein verleiht Charakter
Die Stelle, wo sich die Therme befindet, ist ausserordentlich interessant unter dem geologischen Aspekt des Bodens dieser ganzen Region. Hier entdeckt der Reisende, der das Rhonetal aufwärts geht, das erste Mal Gneis. Gneis bildet den grössten Teil des feldspatigen Gebirgsmassivs des Mont-Blanc wie auch der hohen Alpen der Westschweiz.

Die Therme tritt genau auf der nördlichen Grenze dieses Gneismassivs hervor, dort wo der Gneis sich unter den Kalk der Dent de Morcles schiebt. Diese zwei Urgesteine aus ganz verschiedenen Zeitepochen lagern nicht direkt aufeinander.

Sie sind, wie in dieser Region häufig anzutreffen, durch eine dünne grünliche oder rötliche Sandsteinschicht getrennt, in welcher der Feldspat dominiert. Diese Schicht, die nach der Meinung von sehr kompetenten Geologen die Trias repräsentiert, ist nur gerade ein Meter dick. Die Geologen gaben ihr den Namen Rauhwacke (Corgneule).

Der Brunnen, in dessen Innern sich die hydrothermale Lagerstätte von Lavey befindet, traversiert zuerst Gletschergeröll und die dünne Rauhwackenschicht. An der Basis sieht man Wasserausläufer aus dem Gneisspalt entspringen.

Schwefelwasser ist nicht gleich Schwefelwasser
Der präzise Ursprung der Therme hat eine grosse Bedeutung und ermöglicht zu verstehen, in diesem spezifischen Fall, warum das Wasser von Lavey aus Kalium- und Natriumkarbonat besteht, wie die Wässer aus den Pyrenäen. Fast alle anderen Schwefelwässer der Schweiz bestehen aus Kalziumcarbonat.

Schon der im alten Rom tätige griechische Arzt Galenos sagte: «Tales sunt aquae, quales terrae, per quas fluunt» = «So sind die Wässer, durch dessen Erde sie fliessen».

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